Moin Moin Lieger*innen

 

 

Die vierte SonnenWendeTour ist leider schon wieder Geschichte. Hier kann man noch einmal nachlesen.

 

 

Mitfahrer:

 

Knuth           Hannover            Teilstrecke

Frank            Bremen               Teilstrecke

Mathias         Ganderkesee       Gesamtstrecke

Gunnar          Bremen               Gesamtstrecke

Siglinde        Germersheim      Gesamtstrecke

Wolfgang      Germersheim      Gesamtstrecke

Bernd            Bassum               Teilstrecke

Das bewährte Profil der Tour:

- Alle Teilnehmer*innen sollen autark und eigenverantwortlich unterwegs sein.

- Wünschenswert sind Gemeinschaften beim Radeln, Rennen, Fahrradreparaturen, Kochen,

  Ausflügen, Kultur usw. Es besteht aber kein Gruppenzwang

- Orte und Zeiten sind vorher festgelegt.

- Die Campingplätze liegen ca. 50 km voneinander entfernt.

- Zwei Ruhetage sind eingeplant.

- Für jeden Tag soll jemand verantwortlich sein, der an dem Tag der Campingplatzbeauftragte

  ist um rechtzeitig alle relevanten Dinge wie Essens- und Einkaufsmöglichkeiten,

  Duschmarken, Schließzeiten usw. zu checken.

- Teilstrecken mitfahren ist möglich und willkommen.

- Am ersten und letzten Tag fahren wir gemeinsam als Gruppe

- Für alle anderen Tage sind mehrere GPX-Strecken ausgearbeitet. Das bedeutet man kann 

  morgens entscheiden, ob man den direkten Weg nehmen möchte oder auch einen

  120km-Haken schlägt. Selbstverständlich steht es jedem frei seinen eigenen Weg zu finden.

 

SonnenWendeTour 2024 vom 05.08. - 16.08.

 

 

In diesem Jahr führte unsere Runde durch den nördlichen Teil unseres Landes. Zum Bedauern der Lehrer*innen unter uns Bremer Liegeradlern hatte die Orga den Termin außerhalb der Ferien gelegt und die Sommersonnenwende lag schon anderthalb Monate zurück.

 

Traditionell begann die Tour am Antikolonialdenkmal in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs. In diesem Jahr trafen sich fünf Mitfahrende. Einer hatte sogar seinen Fahrradwohnwagen dabei, welcher sogleich Passanten mit interessierten Fragen auf sich zog und besichtigt werden musste. Solche Situationen sind wir als Liegeradler ja gewohnt. Einige andere Bremer Liegeradler hatten sich zur Verabschiedung ebenfalls am Startpunkt eingefunden. So klönten wir noch eine Weile und die Abfahrt verzögerte sich. Wir kommen auf sonstigen Touren auch nie pünktlich los ;-)

 

 

Am ersten Tag gemeinsam radelnd, lotste uns der BRouter-Track größtenteils über ruhige Nebenstraßen zum Tagesziel. Die Kaffeezeit genossen wir im wunderschönen historischen Ambiente des gerade nicht geöffneten Freilandmuseums "Mensch und Moor" in Kuhstedtermoor. Zum Leidwesen der Mehrspurer hatten es die letzten fünf Kilometer über unbefestigte Feldwege in sich. Da hatte die Orga wohl nicht gut genug recherchiert. Dafür wurden wir mit einem ruhigen Campingplatz inklusive See irgendwo im Nirgendwo belohnt und unsere beiden Germersheimer stellten fest, dass sie auf diesem vor Jahren schon einmal waren. Sie hatten, wie schon in den Vorjahren, die weiteste Anreise zur SonnenWendeTour. Diesmal waren beide seit Ende April unterwegs und legten dabei ca. 6000 km per Muskelkraft zurück.

 

 

Ab da an radelte jeder in gewohnter Weise wie es ihm beliebte weiter, das Tourprofil hatte sich auch auf der 4. SonnenWendeTour nicht geändert. Mathias und ich, beide mit Einspurern unterwegs, verbrachten alle Tagesetappen gemeinsam. Am zweiten Abend erreichten wir bei Dorum Neufeld die Nordsee und gleichzeitig den schlechtesten Campingplatz der Tour, zumindest für Leute, die mit Rad und Zelt unterwegs sind. Hier wurde die ursprüngliche Zeltwiese zu Gunsten von Mobilheimen geopfert und die Zelter auf eine ca. 40 Meter lange und 4 Meter breite recht schräg abfallende Brachwiese verbannt. Wer mal mit erwähntem Setup in der Nähe ist, sollte sich besser einen anderen Campingplatz suchen.

 

 

Bis Norden, dem nordwestlichsten Punkt der Tour, führte uns die Route über Bremerhaven, Dangast, Jever, Wittmund, Esens mehr oder minder an der Nordseeküste entlang. Bremerhaven kündigte sich schon aus der Ferne an. Obwohl ich modernen Industrieanlagen für gewöhnlich nichts abgewinnen kann, beeindruckte mich der Hafen auf fünf Kilometer Länge mit seinen gigantischen Krananlagen und riesigen Containerschiffen. Nach der Fährfahrt über die Weser trat ab Nordenham unser Fahrradwohnwagen leider schon wieder die Heimreise an.

 

 

In Norderschweiburg statteten wir an unserem ersten Ruhetag dem "schwimmenden Moor" einen Besuch ab. Mit einem zufällig anwesenden Ranger ins Gespräch kommend, erhielten wir zusätzlich zu den Infotafeln einen interessanten Vortrag über dieses Moor. Hier bekamen wir auch die Nordsee das erste Mal randvoll zu Gesicht. Am darauf folgenden Abend gesellten sich die Teilstreckenmitfahrer Bernd mit seinem Quattrovelo und Knuth mit seiner Bachetta zu uns.

 

 

Die Etappe von Wittmund nach Norden war für die mittlerweile dreiköpfige Einspurergruppe eine echte Quälerei. Es waren zwar nur 80 km und die ersten 25 km waren relativ windstill. Ab Bensersiel, so der Plan, wollten wir dann seeseitig am Deich mit Blick auf die Nordseeinseln bis zum Tagesziel radeln. Der zwischenzeitlich aufgefrischte stramme Nordwestwind war so kräftezehrend, dass wir nach nur drei Kilometern wieder die Deichseite wechselten. Selbst weiter im Landesinneren war der Wind noch so heftig, dass uns die restlichen 50 km doppelt so lang erschienen und wir tatsächlich als letzte auf dem Campinglatz ankamen. Als Belohnung für diese Strapaze genossen wir in Norden einen imposanten Sonnenuntergang.

 

 

Ab Norden ging es über Emden und Leer bis unterhalb von Meppen gen Süden, ab Emden grob der Ems folgend. Und es waren auch gleichzeitig die heißesten Tage mit strahlend blauem Himmel. Liegeradfahren wie im Backofen mit von oben Grill und gleichzeitiger Unterhitze macht nicht wirklich Spaß, zumal am Emsdeich kilometerweit keine Schatten spendenden Gewächse standen.

Auf der gesamten Tour begleitete uns der Wettergott mit einem Mix aus Sonne, Wolken und Regen, bei angenehmen Temperaturen. Die langen Hosen hätte ich zu Hause lassen können.

 

 

Für den späten Abend in Neuengland waren dann schwere Unwetter vorhergesagt. Wir saßen noch gemütlich kochend und klönend beisammen und es gab auch schon einige kurze Schauer. Wie sich herausstellte, war die Alpacaherde am Rande des Areals ein zuverlässiger Regenwarner. Wenn die in den Stall galoppiert sind, hatten wir noch etwa eine halbe Minute, um uns selbst ins Trockene zu bringen. Und das schwere Unwetter kam, es kündigte sich von weitem mit ununterbrochenem Wetterleuchten und endlosem Grollen an. Knuth hatte sein Zelt in einer leichten, kaum wahrnehmbaren, Senke aufgeschlagen und ist in dieser Nacht nur deshalb nicht abgesoffen, weil er sein Zelt rechtzeitig noch einmal umgestellt hat.

 

 

Die nächsten beiden Tage waren für mich persönlich die landschaftlich schönsten und verkehrsärmsten. Wir radelten zu unserer Freude kilometerweit durch die Niederlande und ab Meppen fast den ganzen Tag auf der Radroute der Megalithkultur. Ich bin ohnehin der Typ, welcher größere Orte am liebsten umfährt und lieber kleine Sehenswürdigkeiten am Wegesrand genießt.

 

 

Am letzten Tag radelten wir wieder gemeinsam. Eigentlich waren die jeweils letzten Tage auf vergangenen Touren für mich immer eher wehmütig, aber in diesem Jahr überwog die Vorfreude. Selbst der uns den ganzen Tag begleitende Pieselregen vermochte meine gute Laune nicht zu ändern. Der letzte Tag war nämlich gleichzeitig die Anreise zum Großen Oldenburger Liegeradtreffen, wo wir nachmittags um drei, nach einer ätzenden Stadtdurchfahrt durch die Oldenburger Rushhour, ankamen.

 

 

Ich möchte mich bei allen, die diesmal dabei waren, herzlich bedanken. Ihr wart in den zwölf gemeinsamen Tagen einfach nur gut drauf. Zu meiner ganz besonderen Freude gab es wie auf allen bisherigen SonnenWendeTouren nicht den kleinsten Streit oder Knatsch oder beleidigte Leberwürste.

 

Liebe Grüße

Gunnar