Liebe Liegerinnen und Lieger,
Das war die zweite SonnenWendeTour 2021 um den Süden Bremens.
Mitfahrer:
Andrea Bremen Teilstrecke
Andreas Bremen Teilstrecke
Bernd Bassum Gesamtstrecke
Frank Bremen Gesamtstrecke
Gunnar Bremen Gesamststrecke
Mathias Ganderkesee Gesamtstrecke
Wolfgang Bremen Gesamtstrecke
Siglinde Germersheim Gesamtstrecke
Wolfgang Germersheim Gesamtstrecke
Friedhelm Gütersloh Gesamtstrecke
Hans-H. Bremen Teilstrecke
Harald Bremen Gesamtstrecke
Oliver Bremen Gesamtstrecke
Dieter Oldenburg Tagesgast
Hanna Oldenburg Tagesgast
Die 650km-Runde
SonnenWendeTour 2021 vom 29.07. - 12.08.
Die Idee zur SonnenWendeTour wurde im Frühjahr 2019 geboren und fand im selben Sommer erstmals großen Anklang. Wolfgang Wiese hatte mit seinem Konzept offensichtlich eine gute Mischung für die unterschiedlichen Liegeradtypen und deren Fahrer*innen gefunden, eine Liegeradtour mit Zelt, Schlafsack und Campingkocher.
Jeder sollte autark und eigenverantwortlich unterwegs sein, wobei Gemeinschaften beim Fahren, bei Reparaturen, Kochen, Kultur usw. auf den einzelnen Etappen ausdrücklich erwünscht waren. Jeden vierten Tag sollte für Sightseeing, Wäschewaschen, Chillen oder was auch immer ein Ruhetag eingelegt werden. Die Campingplätze lagen etwa 50 km voneinander entfernt und wem das zu wenig war, konnte zwischen drei bis vier vorher erstellten, bis zu 120 km langen Tages-Tracks, wählen. Selbstverständlich stand es allen frei, einen eigenen Weg zu finden oder auch nur Teilstrecken mitzufahren. So sollte es auch in diesem Sommer sein.
Die Sommersonnenwende lag beim Beginn der diesjährigen Tour schon über einen Monat zurück. Aus Rücksicht auf die Pädagogen unter uns Liegeradlern hatte die Orga den Termin in die Ferien von Niedersachsen und Bremen gelegt. In Anbetracht der quirligen Zeiten waren eh alle Teilnehmer nur froh, dass die 15-tägige großräumige Runde um den Süden von Bremen tatsächlich stattfinden konnte und nicht wie im letzten Jahr kurz vorher abgesagt werden musste.
Am 29. Juli trafen sich am Antikolonialdenkmal in Bremen drei Velomobile, zwei motorisierte Trikes mit Anhänger und fünf Einspurer, um den ersten Tag gemeinsam bei sonnigem Wetter und Gegenwind als Gruppe zu radeln. Zwei weitere Velomobilfahrer entschuldigten sich, da sie noch bis tief in die Nacht an ihren fahrbaren Untersätzen schrauben mussten. Scheint wohl eine Lieblingsbeschäftigung bei den Carbon-Piloten zu sein.
Die weiteste Anreise hatten Siglinde und Wolfgang, sie legten die ca. 600 km von Germersheim nach Bremen per Muskelkraft zurück.
Frisch gebrühter Kaffee und selbst gebackener Kuchen (vielen Dank, liebe Ute) ließ uns mit halbstündiger Verzögerung in südliche Richtung nach Visbek starten, wo wir am Abend fast zeitgleich mit den nächtlichen Velomobilschraubern am ersten Campingplatz ankamen. Oh Schreck, was hatte die Orga da reserviert? Rückblickend kann man sagen, es war der schlechteste und obendrein teuerste Campingplatz der gesamten Tour.
Für die nächsten zwei Wochen radelte jeder nach seinen Vorlieben allein, zu zweit oder in einer kleinen Gruppe weiter. Die eindeutig größte Gruppe bildeten diejenigen, welche sich für den ständig wechselnden Campingplatzaufenthalt jeden Tag aufs Neue ein Testzentrum suchen mussten, was sich in ländlichen Gegenden häufig schwierig gestaltete. Obendrein funktionierte oftmals die geforderte Online-Terminreservierung nicht. Nachdem für mich die Testpflicht ein Ende hatte, konnte ich die Tour sehr viel entspannter genießen.
Über Vechta, vorbei am Dümmer See und an Osnabrück ging es in den ersten Tagen bis ins Tecklenburger Land im Teutoburger Wald. Hier begann auch der Teil mit den meisten Höhenmetern und führte uns in östliche Richtung weiter über Werther, Herford, Vlotho, Rinteln, Bad Nenndorf, Hannover südlich umfahrend bis kurz vor Braunschweig. Hinter Rinteln endeten für uns Bremer Flachlandradler glücklicherweise die Bergetappen. Ab Braunschweig der Linie Gifhorn, Celle, Winsen(Aller), Rethem, Verden folgend fuhren wir wieder auf heimatliche Gefilde zu. Insgesamt 650 km als kürzeste Gesamtstrecke. Ein Mitfahrer hatte am Ende sogar 1100 km auf dem Tacho stehen. Im Großen und Ganzen war es eine landschaftlich sehr schöne und abwechslungsreiche Route, bis auf wenige Ausnahmen verkehrsarm.
Zur Kommunikation „on the road“ nutzten wir die eigens eingerichtete WhatsApp Gruppe. So hatte man die Möglichkeit, vor unpassierbaren Baustellen oder sehr schlechten Wegstrecken zu warnen. So manches Mal lotste die App andere Mitfahrer zum genauen Standort, wo wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten, zum nächst größeren Testzentrum oder ganz banal zu einer Einkaufsmöglichkeit. Wer wollte, konnte die anderen einfach nur wissen lassen, wo man gerade ist oder sich unterwegs auf ein Eis oder Kaffee treffen.
Ab dem frühen Nachmittag trudelten die Ersten, meist unsere beiden E-Trikes, am jeweiligen Tagesziel ein. Sie konnten dann schon mal die örtlichen Gegebenheiten des Campingplatzes erkunden: Gibt es ein Restaurant? Wo sind die Sanitäranlagen? Braucht man zum Duschen Kleingeld oder elektronisches Gedöns? Kann man für das Frühstück Brötchen bestellen? usw.
Die eintreffenden Velomobile erregten täglich Aufsehen. Plötzlich hatten wir dann neugierig Interessierte um uns herum, mit den üblichen Fragen wie: „Ist das ein Fahrrad? Haben sie das selbst gebaut? Ist das bequem? Wie schnell fährt man damit?“
Als gesellige Truppe war es Abend für Abend immer wieder interessant, gemütlich beisammen sitzend, zu hören, was der einzelne tagsüber erlebt hatte.
So zum Beispiel die Bewunderung der Dörenther Klippen, welche sich scheinbar als verirrte, nicht dorthin gehörende kreidezeitliche Sandsteinformation von der umliegenden Natur abhoben. Einige von uns hatten sie am ersten Ruhetag durchwandert. Am selben Abend genossen wir, mit Besuch von Hanna und Dieter aus Oldenburg, die Schnitzel und schwäbischen Gerichte im „Schwäbischen Gasthaus“.
Schmunzeln mussten wir, als unsere „schnellen“ Velomobil-Fahrer Bernd und Harald eines Abends fragten, was für eine Strecke ich da für sie ausgesucht hätte. Ich bin unschuldig, der BRouter war es. Dieser wollte unbedingt, dass die beiden mit ihren Velomobilen eine Mountainbike-Abfahrt testen.
Oder die weitläufige historische Altstadt in Celle. Hätte ich nicht einen unfreiwilligen Umweg nehmen müssen, würde ich Celle noch immer für eine schmucklose Kleinstadt halten, die man besser schnell durchquert und bestenfalls anhält, um die Vorräte aufzufüllen. Dank des Umweges weiß ich jetzt, dass das liebevoll restaurierte und gepflegte Kleinod allein eine Reise wert ist.
Spannend fand ich immer wieder die Er-fahrungen derer, die sich abseits der vorgefertigten GPX-Tracks ihren eigenen Weg suchten. Gefühlt hatten sie die landschaftlich schönsten Gegenden mit gutem Straßenbelag und dem geringsten motorisierten Verkehr. Man sollte sich also doch nicht ständig auf die elektronischen Helferlein verlassen.
Ein Teilstreckenmitfahrer nutzte nach guter alter Tradition sogar Papierkarte und Spickzettel und fand trotzdem immer zum Campingplatz. Er bezeichnete sich selbst als Testfahrer, da er seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr mit Rad und Campingausrüstung unterwegs gewesen war und im Zelt genächtigt hatte.
Zwei Wochen lang begleitete uns Petrus mit ständig wechselnder Laune bei einigermaßen milden Temperaturen. Es kam vor, dass einige den ganzen Tag bei einem Sonne-Wolken-Mix fuhren und auf andere ein paar Kilometer weiter teils heftige Regengüsse niedergingen. So auch, als wir in einer kleinen Gruppe auf Bramsche zusteuerten. Links und rechts von uns helle Bewölkung, teils mit blauem Himmel, und wir radelten, durchnässt bis auf die Knochen, geschlagene zwei Stunden im Regen. Der Blick aufs Regenradar bestätigte ein langes aber sehr schmales Regenband, welches uns genau auf unserer Achse entgegenkam. Abends mussten wir zum gemeinsamen Kochen und Klönen des Öfteren in Windeseile ein Tarp aufspannen.
Am letzten Tag unserer Reise waren wir wieder als Gruppe unterwegs, um gemeinsam dem Weser-Radweg folgend in Bremen anzukommen. Im „Paulaner“ am Weserwehr endete die SonnenWendeTour mit einem Abschlussessen. Und mit ein wenig Wehmut.
Danke an alle Mitfahrer, Liegeradfahrer sind eben doch unkompliziert, nett, entspannt und gut drauf.
Gunnar
Und ganz, ganz herzlichen Dank an die „Gunnar-Orga“!
Wolfgang